Orangen aus Jaffa – Autorenlesung und Gespräch
1. Oktober 2025
Nadine Sayegh wurde in Beirut (Libanon) als Tochter einer libanesischen Mutter und eines palästinensischen Vaters geboren. Da ihr Vater für die Vereinten Nationen arbeitete, übersiedelte die Familie nach Wien, wodurch Nadine den Großteil ihrer Jugend in Wien verbrachte. Dort gründete sie später ihre eigene Familie und baute mit ihrem Mann eine Firma auf. Nachdem sie ihre palästinensischen Wurzeln lange verleugnet hatte, wurde ihr allmählich bewusst, dass die Familiengeschichte ihres Vaters auch ein Teil ihrer Persönlichkeit ist. Sie forschte nach, warum ihr Vater nicht mehr in seiner Heimatstadt Jaffa lebt und warum das Land seiner Kindheit, Palästina, nicht mehr existiert.
In ihrem Buch „Orangen aus Jaffa. Eine wahre Geschichte vom Ende der goldenen Ära Palästinas“ ist der elfjährige Nicolas der Ich-Erzähler: er nimmt die Leserin/den Leser mit in die alte Hafenstadt Jaffa, erzählt von Bubenstreichen, von der Kultur der christlichen und muslimischen PalästinenserInnen und von der Faszination der Orangenplantagen, die seine Familie besaß und verwaltete. Dass diese Welt 1948 mit der Gründung des Staates Israel zu Grunde ging, die Familie mit dem Schiff in den Libanon flüchten musste und nie mehr zurückkehren konnte – all das, die palästinensische „Nakba“ (Katastrophe), begreift der kleine Nicolas erst allmählich und im Nachhinein.
Nadine Sayegh las am 1. Oktober im Annahof aus ihrem Buch, das in Wirklichkeit die
Kindheitsgeschichte ihres Vaters ist. Schülerinnen und Schüler der Klassen 3AHL, 3KDB, 4KDB und 5AHL nahmen im Rahmen des Religions-, Ethik- und Geschichteunterrichts teil und stellten viele Fragen. Es war auch hilfreich, dass William Elgan, ein Student aus Israel, anwesend war und die Geschichte aus israelischer Sicht kommentieren konnte.
Als Resümee der Veranstaltung kann man sagen: für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts wird es notwendig sein, dass die Leidensgeschichte beider Seiten, der Palästinenser und der jüdischen Israelis, anerkannt und Wiedergutmachung geleistet wird.
Bericht: Mag. Georg Haigermoser
Fotos: Nina Renzl und Luisa Bruckbauer (4KDB)























































